Ungewollt kinderlos und glücklich ohne Kinder - für mich kein Widerspruch

Es klingt vielleicht widersprüchlich, doch für mich ist es kein Widerspruch mehr. Ungewollt kinderlos und glücklich ohne Kinder zu sein geht gut zusammen. In den Jahren, in denen sich alles darum drehte ein Kind zu bekommen, hätte ich bestimmt bestritten, dass das möglich ist. Damals war ich weder ausgeglichen noch glücklich, denn eine Kinderwunschbehandlung geht an niemandem spurlos vorüber. Ich habe gelesen, dass ein Reproduktionsmediziner sagte, dass die Menschen dazu neigen würden, ihre individuelle Chance auf ein Kind durch die Kinderwunschbehandlung zu überschätzen und die damit einhergehende emotionale Belastung stark zu unterschätzen. Für mich trifft das definitiv zu. Im Vorfeld war ich sehr naiv. Ich dachte, ich gehe in die Klinik, mache dies und jenes und spätestens beim dritten Versuch halten wir ein Baby in den Armen. Warum ein paar Termine in der Klinik emotional so belastend sein sollen war mir schleierhaft. Doch je länger die Behandlung erfolglos blieb und je mehr ich mich in dem Thema auseinandergesetzt habe, desto mehr geriet ich unter Druck. Ich litt unter der Hormonbehandlung und war psychisch aus dem Gleichgewicht geraten.

 

Mein Mann und ich haben irgendwann gemeinsam beschlossen, uns vom Kinderwunsch zu verabschieden. Diese Entscheidung war vielleicht die schwerste, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe. Sie hat weitreichende Konsequenzen. Ich muss mir einen neuen Lebenssinn suchen, unsere Partnerschaft braucht künftig eine andere Verbindung. Dennoch: Mit der Entscheidung, den Kinderwunsch nach Jahren voller Hoffnung, Frust und Enttäuschung endlich loszulassen, ist es mir gelungen, wieder glücklich zu werden. Mit dem Abschied vom Kinderwunsch ging eine große Erleichterung darüber einher, dass die Entscheidung jetzt endgültig ist. Trotz der großen Trauer fühlte es sich an als würde mir ein Stein vom Herzen fallen. Ich hatte endlich Gewissheit. Meine Kinderlosigkeit anzunehmen, mir neue Lebensziele zu setzen, die nichts mit dem Kinderkriegen zu tun haben und mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, hat mich viel Kraft gekostet. Es hat mir aber auch geholfen, aus der Krise herauszukommen. Es passiert nicht einfach so und es ist ein längerer Prozess, in dem es vorwärts und auch mal zurück geht. Aber es lohnt sich! Zum Abschiednehmen gehört auf jeden Fall, die Trauer und den Schmerz zuzulassen, damit sie sich erst ausbreiten und dann auflösen können. Ganz selten habe ich heute einen melancholischen Moment und frage mich: Wem wäre unser Kind wohl ähnlich und wie wären wir als Eltern? Bei einer Sache bin ich mir auf jeden Fall ganz sicher: Ein Kind hätte keinen großen Einfluß auf mein Lebensglück. Ich bin überzeugt davon, dass das Glücklichsein nur von einem selbst kommen kann. Studien zeigen, dass Eltern keine glücklicheren Menschen sind. Trotz gelegentlicher Melancholie kann ich heute von ganzem Herzen sagen: Ich bin ungewollt kinderlos und glücklich ohne Kinder. Meine Erfüllung habe ich darin gefunden, andere Menschen auf ihrem Weg im Einklang mit sich selbst zu sein zu unterstützen. Egal, ob es sich dabei um den Kinderwunsch, die berufliche Zukunft oder um Beziehungsfragen handeltwir haben nur das eine Leben und wir verdienen es, glücklich zu sein.


 

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